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01.06.2016 Kennt der Kapitalismus (k)ein Vaterland?

Kapital ist scheu wie ein Reh, sagen die Börsianer. Investoren haben keine Loyalität, keine Dankbarkeit. Aber auch die Kunden kaufen lieber den billigeren Kia aus Südkorea, selbst wenn das Opel-Werk in Bochum deshalb schließen muss. Im Zeitalter der Globalisierung sieht es so aus, als ob wir alle keine Grenzen und Loyalitäten mehr kennen, nur der unmittelbare Vorteil zählt.

Doch der Eindruck täuscht. Zumindest am Beginn waren Nation und Kapitalismus aufs Engste miteinander verbunden. Es gibt sogar ein Geburtsdatum, das Jahr 1564, in dem sich die Kaufmannsvereinigung der Merchants Adventurers of England in London gründete. Ihr Gegner war die Hanse, der damals führende Verbund nordeuropäischer Städte, die sich untereinander Handelsprivilegien einräumten. Nationale Herkunft spielte in diesem multikulturellen Städtebund keine Rolle. Die Merchants Adventurers dagegen akzeptierten nur native-born Englishmen als ihre Mitglieder und insistierten darauf, dass sie englische Frauen ehelichten.

Wie sehr heute noch Vaterland und Kapitalismus miteinender zusammen hängen und ob es noch so etwas wie einen deutschen Kapitalismus gibt (früher: rheinischer Kapitalismus), darüber schreibe ich in der Politischen Meinung. Dort erschien auch vor einiger Zeit ein Beitrag von mir über die Vermögensbildung in Deutschland und die Probleme, die wir haben, Realvermögen aufzubauen.