13.01.2017 Seeds

Seit Anfang 2016 gibt es „Seeds“, ein frisches junges Wirtschaftsmagazin „for Business as unusual“. Herausgegeben vom Echo Medienhaus in Wien. Zwei Titelgeschichten habe ich u.a. für Seeds geschrieben. In „Food-Disneyland“ beschreibe ich die wachsende kulinarische Unzufriedenheit: Scheinbar leben wir in einem kulinarischen Schlaraffenland, doch die gefühlte Vielfalt ist ein Einheitsbrei, von einer mächtigen Agroindustrie durchstandardisiert. Wohl bekomm’s.

In Seeds 3 beschreibe ich das digitale Leben im Jahr 2021 in Form einer Email aus der Zukunft und den Ärger, den man mit der virtuellen Assistentin Alexa haben kann: „Es passiert allerdings auch Unvorhersehgesehenes. Bei mir war es die Phillips Zahnbüste, die die Katastrophe bewirkte. Ich hatte mir mehrmals eine große Packung Mousse au chocolat in den Kühlschrank gestellt. Die Zahnbürste registrierte das, rechnete den Verbrauch auf meine Gesundheit hoch und meldete es meiner Generali Krankenversicherung. Die stufte mich in einen höheren Tarif, den sie auch gleich von meinem Konto abbuchte. Damit rutschte mein Dispo leider ins Minus, was eine Kaskade an automatischen Abschaltungen auslöste. Das selbstfahrende Auto verweigerte den Dienst, weil die Leasingfirma informiert wurde. Alexa erlaubte mir nur noch den Minimalgebrauch meiner Haushaltsgeräte. Ich durfte lediglich kalt duschen und Alexa downgradete meinen Heizungstarif auf die unterste Stufe: 19 Grad waren im Dezember schon recht frisch. Am Ende musste ich mir  eine neue Wohnung suchen und wir zogen in ein schlechter geranktes Kaufkraftgebiet um. Ich gebe zu, dass ich seit dem erzwungenen Umzug auf Alexa schlecht zu sprechen bin. Hätte sie die Zahnbürste nicht besser unter Kontrolle haben müssen? Auf meine Vorwürfe antwortet sie mit endlosen Zitaten aus den AGB. Ich habe ihr jetzt gedroht, sie durch Alexa II zu ersetzen, ein Upgrade, das Amazon seit kurzem mit 20 Prozent Rabatt anbietet. Sie hat noch nicht reagiert, aber ich vermute, sie wird mir zu Ihrer Nachfolgerin raten. Alexa kann unheimlich selbstlos sein.“